Kann Aspirin die Metastasierung von Krebs verhindern? Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin.
Aspirin ist seit Langem für seine entzündungshemmenden und blutverdünnenden (koagulations-hemmenden) Eigenschaften bekannt, doch neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es auch eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung der Metastasierung von Krebs spielen kann.
Eine von Wissenschaftlern der Universität Cambridge durchgeführte und in Nature veröffentlichte Studie hat gezeigt, wie Aspirin die Fähigkeit des Immunsystems stärken kann, Krebszellen zu bekämpfen, die versuchen, sich über den ursprünglichen Tumorherd hinaus auszubreiten (Yang et al., Aspirin prevents metastasis by limiting platelet TXA2 suppression of T cell immunity, Nature, 640, 1052-1061, 2025).
In ihrem Mausmodell für Melanome fanden Forscher heraus, dass Aspirin die Produktion von Thromboxan A2 (TXA2) reduziert – einem von Blutplättchen produzierten Molekül, das Immunzellen (T-Zellen) hemmt. Durch die Hemmung von TXA2 ermöglicht Aspirin den T-Zellen, aktiv zu bleiben und metastasierte Krebszellen gezielt zu zerstören, bevor diese sekundäre Tumore bilden. Diese Entdeckung ist von großer Bedeutung, da über 90 % der Krebstodesfälle auf Metastasierung zurückzuführen sind, wodurch die Prävention ein zentrales Ziel in der Onkologie darstellt.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte dieser Forschung ist die Identifizierung eines „Zeitfensters der Verwundbarkeit“ im Verlauf der Krebsentwicklung. Studienleiter Dr. Rahul Roychoudhuri erklärt, dass Krebszellen zu Beginn ihrer Ausbreitung besonders anfällig für Immunangriffe sein können. Dies legt nahe, dass ein frühzeitiges Eingreifen mit Aspirin oder ähnlichen Medikamenten dazu beitragen könnte, diese wandernden Zellen zu eliminieren, bevor sie Metastasen bilden. Frühere Studien, die 15 Gene in Mäusen identifizierten, die die Krebsmetastasierung beeinflussen, untermauern dieses Konzept. Dazu gehört auch ARHGEF1, das eine Rolle bei der Unterdrückung der Immunfunktion spielt. Die Forscher entdeckten, dass dieses Gen durch TXA2 aktiviert wird und somit die Thrombozytenaktivität mit der Immunsuppression verknüpft – ein wichtiger Signalweg, den Aspirin unterbricht. Da derzeit klinische Studien laufen, hoffen Wissenschaftler herauszufinden, ob Aspirin eine kostengünstige und weltweit verfügbare Behandlungsmethode zur Vorbeugung von Krebsrezidiven sein könnte. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass niedrig dosiertes Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) krebsprotektiv wirkt.
Für den Inhalt verantwortlicher Autor:
Prof. Dr. B. Kaina | Mainz



