Thymustherapie als differenzierte Therapie bei Tumorerkrankungen

Thymustherapie

Eine differenzierte Therapie mit definierten Thymuspeptiden unter immundiagnostischem Kontroll-Monitoring bei Tumorerkrankungen

Die Thymusdrüse ist als primäres Organ für die Koordination der Immunantwort sowie für die positive und negative Selektion immunkompetenter Zellen und damit für wesentliche Funktionen der zellulären Immunantwort verantwortlich. Durch Thymusdendriten und promiskuide Antigen-Präsentation über das Thymusepithel werden Thymozyten zu immunkompetenten Zellen erzogen. Über ein hochdifferenziertes System der positiven und negativen Selektion der immunkompetenten Zellen wird unter Einwirkung von Thymushormonen Stimulierung, Regulation oder Suppression der T-zellulären Immunfunktionen zentral gesteuert. Haben die immunkompetenten Zellen die zentralen Lymphgewebe verlassen, werden sie in den peripheren Lymphgeweben als naive T-Zellen über lymphatische dendritische Zellen und kostimulatorische Faktoren stimuliert.

Dabei sind Thymusdendriten in die Differenzierung zentraler regulatorischer T-Zellen (natürliche Tregs) entscheidend eingebunden. Durch die zahlreichen in der Medulla der Thymusdrüse vorhandenen antigenpräsentierenden Zellen (Dendriten, Makrophagen und B- Zellen) werden die Thymozyten über ihren T-Zell-Rezeptor und MHC-Kontakt gezielt aktiviert. Dabei spielt die Affinität der T-Zell-Rezeptoren für die MHC-Bindungsstelle der antigenpräsentierenden Zellen eine entscheidende Rolle für die spätere Funktion der T-Lymphozyten, insbesondere aber auch der aus der Thymusdrüse entlassenen natürlichen regulatorische T-Zellen (Tregs).

Thymozyten mit einer etwas stärkeren Affinität für den T-Zell-Rezeptor entwickeln sich z.B. unter Einwirkung von Thymulin zu natürlichen Tregs und können in der Peripherie immunregulierend aber auch immunsuppressiv wirken.

Die Thymusdrüse und das Immunsystem

Eine funktionsfähige Thymusdrüse mit ihren zahlreichen für die Immunsteuerung verantwortlichen Thymushormonen und Thymuspeptiden ist damit, wie die umfangreiche Grundlagenforschung nachweist, für die erfolgreiche Behandlung immunologisch bedingter Erkrankungen eine hochwirksame differenzierte Therapiemöglichkeit.

Nahezu alle chronischen, aber auch akuten Erkrankungen insbesondere, jedoch Tumorerkrankungen und autoaggressive Krankheitsgeschehen, sind mit Störungen der zellulären Immunantwort verbunden. Bei diesen Erkrankungen können auch erhebliche Störungen der Thymusfunktionen nachgewiesen werden. Daher ist eine Therapie mit Thymushormonen und- Peptiden eine Möglichkeit bei chronischen Erkrankungen sowie Tumorerkrankungen Immunfunktionen positiv zu modulieren.

Die Thymustherapie in der Praxis

Für die Therapie mit Thymuspeptiden werden zahlreiche Wirkungen auf das Immunsystem postuliert.

Bereits in den 80er Jahren wurden von Goldstein, Birr, Stevenson, Fauci und vielen anderen Thymusforschern regulierende Einflüsse von Thymuspeptiden auf T- Zell- Funktionen nachgewiesen (z.B.: C. Birr: Synthetic small thymic peptides, an immunoregulatory concept, Plenum Press New York, 1984).

Aus umfangreichen Untersuchungen der Wirkung von Thymuspeptiden auf T- Zell-Funktionen bei unterschiedlichen Erkrankungen ergab sich, dass sowohl die Dosierung und das Timing der jeweiligen Peptide als auch die immunologische Ausgangslage der Patienten darüber entscheidet, ob es zu einer Stimulation, Regulation oder zu einer unveränderten Immunreaktion gegenüber dem jeweiligen Peptid kommt (M. Dabrowski, B. Dabrowski-Bernstein: Immunoregulatory Role of Thymus, CRC Press S. 154, 1990).

Aus diesem Grunde sind zwei wichtige Grundsätze bei einer Thymustherapie zu beachten:

  • Die Immunsituation des Patienten muss bekannt sein.
  • Die Therapie muss unter Kontrolle der immunologischen Funktionen mit unterschiedlichen Thymuspeptiden erfolgen.

Die Wirkungsweise der Thymustherapie

Bei der Thymustherapie wirken Thymusgesamtextrakte mit ihren vielfältigen Wirkungen bei etwa 80% aller Patienten positiv. Negative Auswirkungen auf die immunologische Situation sind insbesondere bei absolut defizitärer lymphozytärer Immunlage zu erwarten. Insbesondere negativ kann eine Thymustherapie wirken, wenn in der immunologischen Ausgangslage die regulativen bzw. Suppressor-Zellen hochgefahren sind. Die regulativen Zellen sind entscheidend in die Suppression der tumorspezifischen Immunantwort eingebunden und supprimieren zytotoxische Zellen, NK-Zellen und die Antikörper-induzierte zelluläre Zytotoxizität. Sie ändern die Funktionen der Zytokine im Sinne einer Tumorausbreitung. Dabei spielen Tumor-assoziierte Makrophagen und die vom Tumor induzierten Entzündungsmechanismen eine entscheidende Rolle.

Mit einer differenzierten Thymustherapie gelingt es in der Regel, die Makrophagen-Funktion, die Tumor-assoziierte Entzündung und die regulativen supprimierend wirkenden Zellen günstig zu beeinflussen. Damit wird der gesamte Lymphozyten-Pool verstärkt und die zytotoxischen und NK-Zellen gefördert.

Zu beachten ist, dass niedermolekulare Thymuspeptide eine ausgeprägtere Wirkung auf die oben beschriebenen immunsuppressiven Vorgänge haben.

Bei der Thymustherapie ist es möglich, mit definierten hochmolekularen, mittelmolekularen und niedermolekularen Peptiden zu therapieren. Auch niedermolekulare definierte Thymuspeptide können in die Therapie eingebracht werden. Das eröffnet die gezielte Regulation definierter immunologischer Störungen mit entsprechend definierten Thymuspeptiden.

Eine kompetente Diagnostik der zellulären und Zytokin-Abwehr des Patienten ist dazu notwendig, ebenso wie ein entsprechendes Monitoring während der Therapie. Dabei sollten Gesamtextrakte ausreichend charakterisiert sein, um die Wirksamkeit zu gewährleisten. Der gleiche Anspruch sollte für niedermolekulare Thymuspeptid-Präparate dienen. Da Thymuspeptid-Präparate zur Zeit für die großen Konzerne nicht interessant sind, ist die Durchführung entsprechender Analysen schwierig. Ein entsprechendes Projekt wird aber in diesem Jahr mit Unterstützung der DGO durchgeführt werden.

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Einen weiteren Beitrag zum Thema Thymustherapie finden Sie hier:
Die Behandlung mit Thymusextrakten