Systemische Ganzkörperhyperthermie (SGHT)

SGHT

Systemische Ganzkörperhyperthermie (SGHT)

Während der systemischen Ganzkörperhyperthermie (SGHT) wird der gesamte Organismus auf maximal 41,5°C erwärmt. Man geht davon aus, dass bösartige Zellen bzw. krebsiges Gewebe hitzeempfindlich sind und man sie so, unter bestimmten Umständen, selektiv zerstören kann. Im Gegensatz zur SGHT wird bei der regionalen Hyperthermie nur ein Teil des Körpers – und zwar dort, wo die größte Tumormasse lokalisiert ist – erwärmt und so eine thermische Schädigung der Tumorzellen herbeigeführt. Die Ganzkörperhyperthermie beeinflußt den ganzen Organismus und wird in erster Linie bei fortgeschrittenen Tumorleiden eingesetzt. Darüberhinaus findet sie Anwendung zur Metastasenprophylaxe bei Hochrisiko-Patienten, z.B. jungen prämenopausalen Frauen mit Brustkrebs, Lymphknotenbefall und negativem Hormonrezeptorstatus. Hier ergänzt die Ganzkörperhyperthermie sinnvoll eine adjuvante Chemotherapie oder Strahlentherapie.

Die SGHT hat nur wenig mit der Fiebertherapie zu tun, wie sie in der Naturheilkunde eingesetzt wird. Hierbei spritzt man Bakterienlysate, die über das Immunsystem zu einer Fieberreaktion anregen. Die hierbei auftretenden Fieberreaktionen sind jedoch meist nicht höher als 39°C und führen zu keiner entscheidenden thermischen Schädigung des bösartigen Gewebes. Der erzeugte immunologische Effekt kann allerdings häufig die Gesamtsituation verbessern und somit den Krankheitsverlauf bei Tumorpatienten positiv beeinflussen.

Wie funktioniert die Ganzkörperhyperthermie (SGHT)?

Für die Onkotherapie, d.h. die Behandlung von Krebsleiden, kommen nur die extensive Hyperthermie, die bei uns durchgeführt wird, und die extreme Hyperthermie in Betracht. Sie werden in Sedierung und Analgesie unter ständiger Überwachung von Sauerstoffsättigung, Pulsfrequenz, EKG, Blutdruck, Kerntemperatur sowie ständiger Elektrolyt- und Blutgasanalyse auch ambulant oder teilstationär durchgeführt.

  • Extreme Hyperthermie von 41,5°C – 42,2°C für 90 Minuten (Wird nicht bei uns durchgeführt)
  • Extensive Hyperthermie von 40,5°C und 41,5°C bis 120 Minuten (wird seit Jahren bei uns erfolgreich eingesetzt)
  • Hohe Hyperthermie von 39,5°C und 40,5°C für 120 Minuten

Vor der SGHT wird der Patient durch umfangreiche Untersuchungen (Echokardiographie, Lungenfunktionstest, Gerinnungsstatus, Blutbild, Elektrolyte, Blutgase, Herzecho usw.) auf die Therapie vorbereitet.

Anschließend wird die Systemische Ganzkörperhyperthermie in einer Spezialeinheit durchgeführt, in der Intensivüberwachungsbedingungen herrschen. Durch eine Ganzkörper-Infrarotbestrahlung (850 – 1300 nm Wellenlänge) wird mit einem speziellen Bestrahlungsgerät die Körpertemperatur bis auf 41,5°C erhöht. Weiterhin verabreicht man zur Übersäuerung des Tumorgewebes eine hochdosierte intravenöse Glucoselösung.

Durch die Kombination aus thermischer Schädigung und Übersäuerung kommt es in der Tumorzelle zum Ausfall wichtiger Funktionssysteme, so daß die Tumorzellen unter diesen Bedingungen besonders anfällig gegen Zytostatika (Chemotherapiesubstanzen) werden. Gerade bei diffusen Tumorleiden – z.B. diffusen Lungen- und Lebermetastasen, Knochenmarksbeteiligung oder ausgedehnte Knochenmetastasen – ist eine gleichzeitige systemische Chemotherapie empfehlenswert, denn bestimmte Zytostatika (z.B. Mitomycin, Cisplatin, Ifosfamid u.a.) zeigen eine direkte temperaturabhängige Wirkungssteigerung. Somit kann die Dosierung der Chemotherapie möglicherweise gesenkt werden, dadurch treten die Nebenwirkungen der Chemotherapie gar nicht oder nur eingeschränkt auf.

Für welche Patienten ist die Ganzkörperhyperthermie geeignet?

Seit 1998 wird die extensive Hyperthermie erfolgreich in der Klinik St. Georg durchgeführt. In dieser Zeit wurden mehr als 4000 solcher Therapien für folgende Indikationen durchgeführt:

  • Für Patienten mit einem fortgeschrittenen bzw. metastasierenden Tumorleiden, z.B. Befall von Lymphknoten, Lunge, Leber, Knochen- und Knochenmark sowie Ascites und Peritoneal-Karzinose.
  • Bei malignen Lymphomen.
  • Für Risikopatienten, z.B. prämenopausale Frauen mit Brustkrebs, axillärem Lymphknotenbefall sowie negativem Hormonrezeptorstatus.
  • Neben der Indikation für maligne Erkrankungen bietet sich die Ganzkörperhyperthermie mit niedrigen Temperaturen auch für gutartige Erkrankungen an, z.B. Hypertonie Stadium I und II, systemische Erkrankungen des engeren und erweiterten rheumathischen Formenkreises (z.B. Sklerodermie) und bei therapieresistenten Neuralgien.

Die Komplikationsrate ist, wie die statistische Auswertung der Fälle zeigt, sehr gering.