Loco-regionale Hyperthermie
Die Hitze als therapeutisches Instrument, wie sie auch bei der loco-regionalen Hyperthermie Einsatz findet, ist schon sehr alt. Bereits Hippokrates, aber auch die alten Ägypter verwendeten Wärme zur Therapie. Wärme kann lebenden Zellen großen Schaden zufügen, so überlebt der Körper nur kurze Zeit bei hohem Fieber und Temperaturen über 42°C. In der zerstörenden Kraft der Wärme liegt jedoch auch ein Segen. Geschickt eingesetzt, ist sie hilfreich bei der Behandlung von Krebs- und Tumorleiden. Durch eine gezielte Überwärmung (Hyperthermie) lassen sich bösartige Geschwülste eindämmen bzw. zurückbilden. Die Hyperthermie ist eine nicht operative und besonders schonende Behandlungsmethode. Sie ist effektiv, weil sie alleine und in Kombination mit schulmedizinischen und naturheilkundlichbiologischen Therapieformen den Verlauf von Tumorerkrankungen deutlich verbessern kann. Die Hyperthermie spielt deshalb eine wichtige Rolle im ganzheitlichen Therapiekonzept der Klinik St.Georg, die sich seit Jahren intensiv mit der Erforschung und Verbesserung der Hyperthermie-Therapie in der Krebsbehandlung beschäftigt.
Wie wirkt die loco-regionale Hyperthermie?
Bei der loco-regionalen Hyperthermie wird die Wärme nur regional und direkt auf das vom Tumor betroffene Gewebe oder Organ geleitet, ganz im Gegensatz zur Ganzkörper-Hyperthermie, bei der eine Überwärmung des ganzen Körpers erfolgt. Zunächst wird die vom Tumor betroffene Körperregion zwischen zwei Applikatoren fixiert. Computergesteuert werden dann Kurz- oder Mikrowellen im Tumor bzw. Tumorbett gebündelt und es erfolgt eine Erwärmung auf 42°C bis maximal 44°C. Diese Temperatur wird für ca. 60-90 Minuten im Tumorgewebe aufrecht erhalten. Eine Temperaturkontrolle erfolgt entweder direkt im Tumor oder von außen über eine radiometrische Messeinrichtung, die im Gegensatz zur invasiven Temperaturüberwachung nicht die Gefahr einer Infektion und Tumorzellverschleppung in sich birgt.
Die Erhitzung des tumorösen Gewebes bis auf 44°C beeinflusst auch angrenzendes gesundes Gewebe. Doch dieses kann die Wärme leicht abführen in dem es seine Durchblutung steigert, eine Fähigkeit, die das Tumorgewebe aufgrund seiner primitiveren Blutversorgung nicht besitzt. Die gestörte Blutversorgung im Tumorgewebe führt zu einer unzureichenden Wärmeregulation und zu einem Hitzestau.
Durch den Hitzestau kommt es zu einer Unterversorgung der Tumorzellen mit Sauerstoff und zur Nährstoffverarmung im Tumor. Diese Mangelerscheinungen führen zu Störungen wichtiger Stoffwechselprozesse bei der Zellteilung und Zellerhaltung, wobei auch Reparatursysteme der Zellen ausfallen. Damit können thermisch (= durch die Hitze) geschädigte Zellbestandteile (Membrane, Proteine) nicht ersetzt werden, was schließlich zum Absterben der Tumorzellen führen kann.
Weiterhin haben neuere Untersuchungen ergeben, dass Krebszellen bei einer Erwärmung auf ca. 42°C im Gegensatz zu gesundem Gewebe besonders charakteristische Eiweißstrukturen auf ihrer Oberfläche bilden. Diese Eiweißstrukturen (z.B. HSP72), man nennt sie auch Hitzeschockproteine, aktivieren die natürlichen Killerzellen des körpereigenen Abwehrsystems zum Angriff auf die Tumorzellen. Damit wirkt die Hyperthermie nicht nur durch die thermische Schädigung, sondern auch durch die Stimulierung des Immunsystems.
Welche Erkrankungen werden mit der loco-regionalen Hyperthermie behandelt?
Die loco-regionale Hyperthermie wird in der Klinik St. Georg in zwei verschiedenen Formen angeboten.
Loco-regionale Tiefen-Hyperthermie für:
- gynäkologische Tumore wie Brust- und Unterleibskrebs
- Lungen- und Lebertumore bzw. Metastasen
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Magen-, Darm- und Blasenkrebs
- HNO-Tumore
- Hirntumore
- Lymphknoten-Metastasen und örtlich begrenzte Lymphome
Loco-regionale Oberflächen-Hyperthermie für:
- oberflächliche Tumore mit einer Eindringtiefe von 1-3,5 cm
- verschiedene Hautkrebsarten und Hautmetastasen anderer Primärtumore
Hyperthermie in Kombination mit anderen Therapien
Die loco-regionale Hyperthermie lässt sich gut mit der Chemotherapie kombinieren. Im übersäuerten Milieu der schon thermisch vorgeschädigten Tumorzelle erreichen manche Zytostatika eine erhöhte zellzerstörende Wirkung. Durch den ergänzenden Effekt beider Therapien kommt man häufig mit wesentlich geringeren Dosen der Chemotherapiesubstanzen aus als bei einer Einzeltherapie. So lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit weitestgehend vermeiden.
Selbst ein Tumor, der gegen Chemo- und Strahlentherapie resistent war, kann nach einer Hyperthermie-Behandlung auf diese Therapien wieder ansprechen.